Alpencross 2020 (Füssen nach Riva)

05.10.2020

Unser Alpencross 2002 führte uns in 7 Tagen von Füssen nach Riva an dem Gardasee.
Mit einer Strecke von 355 Kilometer und 9.801 Höhenmeter. Wir waren 6 Teilnehmer mit einem Guide und einem Fahrer.

Tag 1 | 05. Oktober 2020 | Von Hohenschwangau nach Nasserreith
Distanz: 53,65km
Höhenmeter Bergauf: 956hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 11,3km/h
Zeit: 4:45:40

Die erste Etappe führte uns vom Startpunkt am Fusse des Schlosses Neuschwanstein steil bergauf über Almwiesen zur Jägerhütte. Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die erste längere Abfahrt lag vor uns: der Schützensteig. Auf relativ breitem Trail, teils ein wenig steinig, ging es ins Tal. Perfekt zum einrollen. Am türkisblauen Plansee vorbei bis nach Leermoos fuhren wir meist auf Schotterwegen. Vorfreude auf den Blindsee-Trail macht sich breit. Nicht nur, wegen des bequemen Aufstiegs mit der Gondel, sondern auch des atemberaubenden Zugspitz-Panoramas wegen. Hier war volle Aufmerksamkeit geboten, da der Trail doch stellenweise durch loses Geröll und ausgesetzten Stellen fahrtechnisch fordern war. Nach dieser Spaßbombe ging es ganz gemütlich am Fernpass vorbei zur ersten Unterkunft nach Nassereith. Ein toller Auftakt.

Tag 2 | 06. Oktober 2020 | Shutteltransfer von Nassereith nach Sankt Anton
Von Sankt Anton ins Fimbertal (Heidelberger Hütte)
Distanz: 54,95km
Höhenmeter Bergauf: 1938hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 8,5km/h
Zeit: 6:31:40

Räder und Gepäck in den Bus verladen, auf geht´s zum Startpunkt der 2.Etappe, Sankt Anton. Der Himmel ist wolkenverhangen, der Wetterbericht macht uns Hoffnung, wenigstens die erste Tageshälfte noch trocken zu überstehen. Erstes Zwischenziel ist die Konstanzer Hütte. Wir treffen viele Alpencrossler, ist dieser Abschnitt doch ein Klassiker unter den Routen. Hier gönnen wir uns keine Pause, 600hm sind noch zu erklimmen bis zum Mittag auf der Heilbronner Hütte. Das Wetter hält sich, die Sonne kämpft mit uns. Unbeschreibliche Ausblicke. Das letzte Stück nach dem Motto: "Wer sein Rad liebt der schiebt".

Nach dem Mittag zogen immer dichtere Wolken auf und die Sicht verschlechterte sich. Eine verunglückte Radlerin brauchte dringend Hilfe. Kein Netz, keine Sicht. Lars und Kalle halfen und alarmierten die Rettungskräfte. Die Frau war versorgt und wir mussten weiter bis nach Ischgl. Plan-Änderung: die Gondelfahrt ins Hochgebirge musste wegen aufziehendem Regen ausfallen und stattdessen lag eine kräftezehrende Auffahrt von gut 900hm zur Heidelberger Hütte vor uns. Leichter Regen setzte ein. An der Schweizer Grenze dann Dauerregen. Kein Spaß. Aber auch das gehört zum Alpencross. Motivierende Gedanken an die wärmende Hütte und an ein leckeres Abendessen trieben uns an. Geschafft. Auch der 2.Tag hat am Ende viel Laune gemacht.

Tag 3 | 07. Oktober 2020 | Von der Heidelberger Hütte nach Santa Maria Val Müstair
Distanz: 62,06km
Höhenmeter Bergauf: 1767hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 7,6km/h
Zeit: 8:07:26

Nach unruhiger Nacht im Bettenlager starteten wir um 8 Uhr zur 3. Etappe. Heute geht es zunächst schiebend weiter 300hm hoch hinaus auf den Fimba-Pass auf 2.606m. Nach dem sommerlichen Start unseres Alpencrosses fühlt es sich heute eher nach einem Wintertag an: 0 Grad und Schneeregen. Aber der Anstieg hält uns warm. Am Pass angekommen zieht uns die Aussicht in die vernebelte Landschaft in den Bann. Es hört auf mit Regnen, so dass wir die Abfahrt trocken in Angriff nehmen können. Am Bach entlang schlängelt sich der Weg in Richtung Scoul. Endlich Mittag, die Kohlenhydratspeicher müssen aufgefüllt werden. Der nächste Anstieg wartet auf uns: durch den Schweizer Nationalpark ins malerische S-Charl. Ein Espresso muss sein. Weiter geht's talaufwärts. Unser Zielpunkt der 3. Etappe ist erreicht. Karl-Heinz bringt uns mit den Bus auf halbe Höhe des Umbrailpasses. Wieder einmal grandios, trotz des eher kühlen und feuchten Wetters. Vorfreude auf die nächsten Tage kommt auf: Die Sonne soll wieder scheinen.

Tag 4 | 08. Oktober 2020 | Vom Umbrailpass nach St. Catharina Valfurva
Distanz: 49,10km
Höhenmeter Bergauf: 1132hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 7,9km/h
Zeit: 6:14:54

 

Gigantisch. Das ist das Stichwort dieser Etappe. Es passt einfach alles heute. Stahlblauer Himmel und eine Bergkulisse, die man nicht in Wort fassen kann. Karl-Heinz fährt uns mit dem Bus den Umbrailpass hinauf. Dort erwartet uns ein epischer Trail. Dieses Mal  eile ich der Gruppe voraus, um uns am Bochetta di Forcola auf 2.760m Höhe einen köstlichen Mocca zuzubereiten. Die Gruppe war total überrascht.

Man möchte einfach nur stehen bleiben und genießen. Doch wir müssen weiter auf alten Militärwegen hinab Richtung Bormio.

In Bormio nutzen wir schließlich wieder unser praktisches Shuttle, was uns von Bormio nach Santa Caterina bringt. Am Ende der Asphaltstrasse heißt es nochmal Gas geben. Es sind 500hm bis zur Pizzini Hütte zurückzulegen. Endlich komme ich zu meinem lang ersehnten Apfelstrudel. Genau richtig, um in den schier endlosen Flow des Panorama-Trails zu kommen. Das Sahnehäubchen als krönenden Abschluss dieses unbeschreiblich schönen Tages..

Tag 5 | 09. Oktober 2020 | Shutteltransfer von St. Catharina zum Gaviapass | Vom Gaviapass nach Ossana | Shutteltransfer von Ossana nach Vallesinella bei Madonna Di Campiglio
Distanz: 49,89km
Höhenmeter Bergauf: 1240hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 8,9km/h
Zeit: 5:36:18

Man denkt, der gestrige Tag könnte kaum zu toppen sein. Aber auch die 5. Etappe hatte einige Überraschungen für uns parat. Dank unserem Shuttle Fahrer Karl-Heinz konnten wir bequem am Gavia-Pass ins 5.Abenteuer unseres Alpencrosses starten. Kaltstart, die Knochen noch steif, verlangten nun vollen Körpereinsatz bei der Trailabfahrt. Unberechenbarer Untergrund forderte die volle Konzentration. Kurze flowige Passagen wechselten sich abrupt mit verblockten S3 Stellen ab. Kräftezehrend aber dennoch mit einem breiten Grinsen kamen alle gut im Tal an. Nun konnte man sich wieder in den Uphill Flow einfahren. Stetig bergauf mit teils sehr steilen Passagen waren 800hm zu überwinden. Trotz Bozzi Hütte in greifbarer Nähe, musste jetzt ein Müsliriegel reichen. Am Hang entlang schlängelt sich der Trail bis zum Passo Tonale. Auch hier tolle Rundblicke, außer einigen Gegenanstiegen stand der Genuss im Vordergrund.

Nicht viel Zeit blieb nach der Mittagspause. Der Plan war in Ossana  mit dem Shuttle Bus nach Madonna di Campiglio zu fahren, um dort noch eine schöne Trailabfahrt machen zu können. In Ossana angekommen dann die Überraschung: der Schlüssel vom Bus ist nicht in meinem Rucksack. Damit endete diese Etappe bereits in Ossana. Karl-Heinz wurde angerufen. Bis zu seiner Ankunft gab es reichlich Getränke und Antipasti auf Kosten des Hauses. Also doch ein Happy End.

Tag 6 | 10. Oktober 2020 | Von Vallesinella zum Ledro See
Distanz: 57,52km
Höhenmeter Bergauf: 2023hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 8,4km/h
Zeit: 6:50:48

Die letzte lange Etappe vor der Ankunft am Gardasee. Wir starten im Vallesinella am Fusse der Brenta, einem  Ausläufer der Dolomiten. Neben dem tollen Panarama auf die Felsformationen im Morgenlicht der Brenta queren wir einen der drei Wasserfälle. Nun sind es einige Höhenmeter auf Schotterpisten bis zur ersten Verschnaufpause, dem Lago di Val d' Agola. Im dunkelblauem Wasser spiegeln sich die umliegenden Gipfel. Dann wird es unangenehm steil, so dass es bis zum Bärenpass nur noch möglich ist, das Radl zu schieben. Von nun an durften die erklommenen Höhenmeter vernichtet werden. Anfangs auf recht steilem Single-Trail, dann weiter auf Asphalt ins Val d'Agnone, welches  dann ins Sarca Tal mündet. In Tione haben wir uns gestärkt. Es wurde zunehmend schwülwarm, dunkle Schauerwolken machten sich breit und spendeten dankbaren Schatten für den letzten langen Anstieg zum Bocca de l'Ussol auf 1878m. Ein wenig Nass sind war dann doch noch geworden. Oben angekommen gab es einiges zu entdecken, Schützengräben aus dem ersten Weltkrieg und eine Kapelle. Die Alpencrossler 2020 von Freeride Mountain haben sich im Gästebuch verewigt. Langsam stellt sich Gardasee-Feeling ein. Die Abfahrt zum Ledrosee ist alles andere als entspannt. Ausgesetzt, verblockt und eine Menge loses Geröll haben mir aber trotzdem viel Spaß gemacht. Den Aperol Spritz und Pizza haben wir uns nun wirklich verdient.

Tag 7 | 11. Oktober 2020 | Vom Ledro See zum Gardasee
Distanz: 28,00km
Höhenmeter Bergauf: 745hm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9,0km/h
Zeit: 3:07:13

Ganz entspannt am Gardasee angekommen und dort den Tag genießen war das Ziel der letzten Etappe. Weit war es nicht mehr, aber doch knapp 800hm lagen zwischen uns und dem Ziel. Am Ledro-See entlang haben wir uns langsam eingerollt. Richtig steil wurde es nochmal, zumal wir die etwas mildere Variante gewählt haben. Dennoch wollte der Anstieg nicht enden. Nun konnte man schon die Gardesee-Luft erschnuppern und siehe da am Horizont das glitzernde Blau des Sees. Am Passo Guil war es dann geschafft, die letzten Höhenmeter waren Geschichte. Von nun an ging es mit breitem Grinsen hinab nach Riva. Ein paar Schmankerl gab es aber noch: eine schöne Trailabfahrt nach Pregasina. Die schon fast obligatorische Einkehr dort und die anschließende Genuss-Abfahrt die Ponale entlang nach Riva.

 

Wir sind da. Bei sommerlichen Temperaturen cruisen wir durch die Altstadt und genießen das italienische Flair bei einer Menge Eiscreme und dem einen oder anderen Aperol Spritz.

Zum Abschluss hatten wir auch noch genügend Zeit am See zu liegen und im kühlen Nass zu planschen.

Eine unbeschreibliche Woche geht zu Ende.
Der ALPENCROSS 2020.